„Ein Leben vor dem Tod. Es gibt Kulte, die glauben das wirklich“, mit dieser Zeile hat mich „Dübelmann“ von Odd Couple abgeholt. Großartig! Kurz darauf folgt eine geradezu messerscharfe Analyse, die gut in die heutige Zeit zu passen scheint: „Dein inneres Kind bestimmt, ob du an der Decke hängst.“
Wer den Freude am Leben in eine ungewisse Zukunft verschiebt, kann keine Freude erwarten. Wer sich aufreiben lässt vom Elend der Welt, wird selbst aufgerieben. Und wer versucht, all diese Lasten allein zu tragen, bricht darunter zusammen, verliert die Orientierung und wird empfänglich für Heilsversprechen jedweder Art.
Paranoide Verschwörungstheorien sprießen wild. Es wird Angst unter dem Deckmantel der Freiheit geschürt. Das Demonstrationsrecht und berechtigte Kritik werden von Feinden der Demokratie als trojanisches Pferd für den eigenen Menschenhass missbraucht. Es wird Zeit, dass der Dübelmann endlich für Ordnung sorgt. Er tut, was er tun muss: Dübel in die Wand schlagen. Inhaltlich wie auch musikalisch.
Spaß ist, was du daraus machst
Im Refrain wiederholt Sänger Tammo Dehn immer wieder: „Dein Leben ist nicht wie im Film – nicht so schön und nicht so schlimm. Doch, was du erlebst, bestimmt.“ Es klingt wie ein guter Ratschlag eines Freundes, der dich mit einfachen Worten und gutem Humor zurück in die Wirklichkeit holen will.
Der Song zieht dich mit, macht zur Halbzeit eine kleine Verschnaufpause und zerrt dich anschließend mit seiner persönlichen Ansprache von Jascha Kreft, der anderen Hälfte des seltsamen Paares, vollends in die Melodie: „Das bist du da, der da vorm Spiegel steht“. Und ich denke: „Hallo lässiger Gitarrensound, lass dich umarmen! Ich habe dich in der letzten Dekade ein bisschen vermisst. Schön, dass du wieder da bist.“
Der Dübelmann bringt die Gitarre zurück auf die Tanzfläche. Die letzten Veröffentlichungen waren rauer. Inzwischen ist ein hübscher Schliff drin. Es ist Musik mit Kraft, die sich nicht so ernst nimmt. Und ich finde, sie ist immer noch für Pogo und Randale geeignet. Wem das nicht reicht, der sollte in das Album „Flügge“ reinhören.
Kommentare von Martin