Das Grünflächenamt des Bezirks Neukölln hat seinen Jahresbericht 2020 vorgelegt und ich musste durchaus schmunzeln, selbst wenn die eigentliche Nachricht eher traurig war. Einerseits wird in den Parks offenbar der Müll sogar schon mit dem Lkw abgeladen, obwohl er bei der BSR viel besser aufgehoben wäre. Zum anderen waren Bars und Clubs geschlossen, weshalb die Party einfach in die Hasenheide verlegt wurde. Der sarkastische Unterton unterstreicht ganz wunderbar das Unverständnis über die Gedankenlosigkeit der Grünflächennutzer:
„Vandalismus in den Grünanlagen und die Vermüllung durch Haus-und Sondermüll, wie z.B. elektrische Großgerätenehmen zu. Die illegale Müllentsorgung findet zum Teil schon per LKW stattfindet und nicht mehr „nur“ mit der bekannten Müllinkontinenz: dem Fallenlassen des Coffee-to-go-Bechers, der McDonald-, Burger-, Pizza-usw. -Verpackungen, sowie Papier, Kunststoff- und Essensresten, von dem Kronkorken, der Zigarettenkippe oder dem Kaugummi gar nicht zu reden. In 2020 muss durch die Übernutzung der Grünanlagen rund doppelt so viel Müll aus Pflegeflächen entsorgt werden, was nur durch basiskorrigierte Coronabedingte Mehrausgaben finanziert werden konnte.“
Jahresbericht des Grünflächenamtes Berlin-Neukölln
Um das Problem einzudämmen startete der Bezirk das Projekt „Fair Play im Park„. Das Grünflächen versucht „durch Kommunikation und Vermittlung“ die Interessen möglichst aller Parknutzenden zu berücksichtigen und „konsensuale Lösungen für den gemeinsamen und erholsamen Aufenthalt im Park“ voranzubringen. Unter anderem verteilte der Bezirk im letzten Jahr einige Flyer mit dem Titel „Party-Knigge“ mit acht verschiedenen Regeln in sechs Sprachen. In Textform und mit Piktogrammen wird dort festgehalten, was selbstverständlich sein sollte:
- Kleine Reste gehören in den Mülleimer.
- Kippen und Kronkorken gehören in den Mülleimer.
- Parks sind keine Müllhalden.
Parks neben dem Volkspark Hasenheide
Zu den Parks in Neukölln gehören übrigens neben dem Volkspark Hasenheide unter anderem auch Reuterplatz, Wildenbruchplatz, Koernerpark, Schillerpromenade, Schlosspark Britz, Lessing- und Thomashöhe sowie das Rudower Wäldchen.
Passend zu dem Jahresbericht las ich heute auch eine sehr schöne Meldung im großartigen Checkpoint-Newsletter des Tagesspiegels. Demnach appelliert der Bezirksbürgermeister Martin Hikel von der SPD an die Senatsverwaltung, das Tempelhofer Feld für Veranstaltungen attraktiver zu machen und die Mieten zu senken. Sicherlich braucht es dort auch ein Konzept für Müll und Lärm, allerdings gibt es wohl einen deutlichen Vorteil: Das Tempelhofer Feld ist keine wirkliche Grünfläche, sondern vor allem eine Graufläche – das macht Vieles einfacher.
Flughäfen zu Tanzflächen! Zumindest einen (der stillgelegt ist): Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel (SPD) hat die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aufgefordert, den Vorplatz des Tempelhofer Feldes für legale Partys zu vermieten – zu bezahlbaren Preisen. „Geben Sie das Feld frei!“, formuliert es Hikel in einem Schreiben, das er am Donnerstag Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel schickte und das dem Checkpoint vorliegt. Hikel schreibt mit Blick auf illegale Partys, vor allem auf den Dauerdancefloor Hasenheide, er sei „nicht mehr bereit, diesen Zustand länger hinzunehmen“. Hikel schreibt, die Partys seien eine Belastung für die Neuköllner (zertretener Rasen, Müll, Urin) und die Bezirksmitarbeiter, die eine „frustrierende Sisyphosarbeit“ leisten. Dass Hikel Sisyphus, die Figur aus der griechischen Mythologie, mit „o“ schreibt, muss als chiffrierte Solidaritätsbekundung mit dem Sisyphos, einem Club in Rummelsburg, gelesen werden. Sowieso: Das Flugfeld eigne sich doch „sehr gut“ für „pandemiekonforme Feiern ohne Lärmbelästigung für Anwohnende“, schreibt Hikel, und bemängelt, die Tempelhof Projekt GmbH habe bisher viel zu hohe Mieten von Veranstaltern gefordert („Summen von mehreren zehntausend Euro pro Monat“). Und bittet den Senat, dem das Gelände gehört, um Hilfe. Der Clubcommission gefällt das.
Checkpoint | Newsletter vom Tagesspiegel
Kommentare von Martin