Immer dann, wenn ein Jahr vorbeigeht, löst das in mir ein ganz bestimmtes Gefühl aus. Ich möchte mit Dingen abschließen und sie hinter mir lassen. Und gleichzeitig will ich die Dinge, die mir wichtig sind, betonen und wertschätzen. Für gewöhnlich halte ich lieber fest, als dass ich loslasse. Ich finde auch nicht, dass es eine schlechte Eigenschaft ist. Es ist leichter, etwas kaputt zu machen, als etwas Neues aufzubauen. Es fällt auch oft leichter, mit etwas Neuem zu beginnen, als das zu reparieren, was schon da ist.

Nun ist es immer gefährlich, wenn aus einer guten Idee ein Dogma wird. Nicht loszulassen, es kann uns ebenso lähmen. Manche Dinge müssen nicht repariert werden – vor allem nicht, wenn der Aufwand dafür in keinem Verhältnis steht zum Loslassen bzw. einem Neuanfang. Und damit meine ich, dass hier wirklich einmal versucht wird, all die versteckten Kosten zu berücksichtigen. Und ganz sicher sollte ich so manche Dinge endlich still zu Grabe tragen, für die eine feierliche Bestattung sowieso längst jeder Zug abgefahren ist – ganz zu schweigen von einer Fortführung lebenserhaltender Maßnahmen. Einen toten Gaul kannst du nicht reiten.

Maß und Mitte beim Loslassen? Lagom!

Die richtige Balance im Leben zu finden – zu lernen zufrieden zu sein, ohne zu rosten – ich weiß immer noch nicht genau, was das ist und wie dieser Zustand erreicht werden kann. Aber in der schwedischen Sprache gibt es das Adjektiv „lagom”, dass nicht zu viel und nicht zu wenig beschreibt, sondern genau richtig ist. Vielleicht braucht es einfach mehr lagom.

Der Beitrag von Wikipedia fasst das auch sehr schön zusammen:

Lagom ist umfassend und gleichzeitig diffus. Zum Beispiel „sympathisch“; ein sympathischer Mensch kann lagom sein, muss aber nicht. Ist er zu sympathisch, so dass eine Verliebtheit entsteht, dann ist er nicht mehr lagom. Lagom beschreibt das richtige Maß, „die goldene Mitte“: d. h. „es ist gerade richtig“, eben nicht zu viel und nicht zu wenig, die ideale Balance, der unproblematische, gelassene Mittelweg, die Ausgewogenheit. So lässt Astrid Lindgren in ihrem Roman Michel aus Lönneberga Michels Mutter sagen, als der Vater danach fragt, wie sie die köttbullar (Fleischklößchen) für das Ortsfest machen solle: Lagom stora („genügend groß“), lagom runda („genügend rund“) und lagom bruna („ausreichend angebraten“). Beispielsweise würde es in Schweden meist als positiv angesehen, wenn das Wetter im Urlaub lagom warm ist, man auf der Autobahn lagom schnell vorankommt und die Portionen im Restaurant lagom groß sind (Portionen müssen gerade sättigen, weder Hunger noch das Gefühl des Überfressenseins hinterlassen).

Angeblich geht der Ausdruck auf den Vorgang eines herumgehenden Trinkhorns oder Bechers zurück, der genau so viel enthalten soll, dass jeder in der Runde einmal und gleich viel davon trinken kann – die ganze Mannschaft, vermutlich am Lagerfeuer sitzend, deswegen laget om (sinngemäß zu übersetzen als „einmal für die ganze Mannschaft“), verkürzt zu lagom.

Wikipedia

Tschau-Kakao 2022. Tach jesagt 2023!

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