Through the Darkest of Times ist ein Strategiespiel, das dich eine Widerstandsgruppe in der Zeit des Nationalsozialismus anführen lässt. Damit wagt sich das Berliner Entwicklerstudio Painbucket auf schwieriges Terrain. Die Vorzeichen sind jedoch gut, dass es sich dabei um einen wahren Glücksfall handelt. Fünf Gründe, warum ich mich auf Through the Darkest of Times freue.
1. Eine andere Seite der Zeit in Deutschland
Aus der Perspektive des Auslands sieht es bis heute oft so aus, als gab es in Deutschland nur Nazis. Die vielfältigen Widerstandsgruppen sind dort weitgehend unbekannt. Das Team von Through the Darkest of Times hat sich von den vielen unterschiedlichen Geschichten und Schicksalen für Szenarien in den vier Kapiteln des Spiels inspirieren lassen und sie damit gleichzeitig geehrt. Hans Coppi junior, Sohn des Widerstandskämpfers der Roten Kapelle, hat sich bereits positiv über die Idee des Spiels geäußert.
Für viele Menschen in Deutschland scheint es heute wiederum so zu sein, als wäre der Weg in den Nationalsozialismus einer ohne Alternative gewesen. „Was hätten Sie den tun sollen?“ – Through the Darkest of Times versucht dich daher in die Rolle einer Widerstandsgruppe zu versetzen, um Schwierigkeiten und Möglichkeiten zu zeigen. Auch damals waren sich ganz sicher nicht alle einig. Widerstandsgruppen bestanden aus Menschen aus allen Schichten der Gesellschaften – von Juden über Katholiken und Kommunisten bis hin zu Patrioten. Trotzdem ging es darum, Differenzen zu überwinden, um sich gegen das furchtbare Regime zu stellen.
2. Die wunderschöne Präsentation mit Köpfchen
Wichtig war es dem Team, nicht die faschistische Ästhetik zu reproduzieren. Inspiration für Optik und Ton waren daher vor allem jene Künstler:innen, deren Werke damals als entartete Kunst galten. Dazu zählt unter anderem Käthe Kollwitz, die mit einer Mischung aus Expressionismus und Impressionismus in ihrem Schaffen einen sehr eigenen Stil gefunden hat, der bis heute prägt. Für die musikalische Untermalung entschied sich Painbucket für Swing – ein Genre, das seinerzeit zwar durchaus populär gewesen ist, aber dennoch verboten war.
Gleichzeitig soll, die düstere Stimmung und die Schwere jener Zeit eingefangen werden. Der Trailer und Bilder aus dem Spiel geben einen guten Eindruck davon, dass dies gelungen ist. Letztgenannte findest du am Ende des Beitrags.
3. Jeder Spielverlauf ist anders
Deine Widerstandsgruppe wird beim Spielstart wild zusammengewürfelt. Jeder Charakter wird prozedural generiert und verfügt über spezifische Eigenschaften. Das bedeutet, die Eigenschaften sind zufällig, aber basieren auf zuvor festgelegten Regeln. Manche davon sind sichtbar, andere offenbaren sich erst im Verlauf des Spiels. Bestimmte Wahrscheinlichkeiten sind dabei häufiger – wie etwa Arbeiter in Kombination mit Kommunist. Mit Sicherheit wird es aber auch Überraschungen geben, die dich vor schwierige Entscheidungen stellen.
Wenn sich beispielsweise irgendwann offenbart, dass eine Frau aus deiner Gruppe lesbisch und ihr Leben in Gefahr ist, ändert das womöglich auch deine Strategie. Auf diese Weise soll das Spiel trotz des bekannten Ausgangs, immer spannend bleiben.
4. Ein modernes Unterrichtsmittel
Mit This War of Mine und Valiant Hearts: The Great War gibt es bereits zwei großartige Werke, welche die Grausamkeiten des Krieges auf spielerische Weise vermitteln. Erstgenanntes ist vor allem vom Krieg auf dem Balkan und der Belagerung von Sarajevo inspiriert. Der zweite Titel erzählt die Geschichte aus der Perspektive von einfachen Leuten im Ersten Weltkrieg und hat mich zu Tränen gerührt. Beide Spiele waren meiner Meinung nach hervorragend dafür geeignet, um den Unterricht zu begleiten.
Through the Darkest of Times könnte nun ganz ähnlich helfen, um ein solch schwieriges Thema eindrücklich zu vermitteln – in Deutschland, aber auch im Ausland. Auf Messen hat Painbucket zumindest festgestellt, dass viele junge Menschen großes Interesse an dem Thema und dem Spiel haben.
Vielleicht hat das auch mit der aktuellen Entwicklung zu tun. Die Stimmung ist rauer geworden, viele rote Linien wurden bereits überschritten. Und manche scheinen bereits vergessen zu haben, woran sich Menschenfeindlichkeit erkennen lässt und welche kreativen Mittel es gibt, gegen eine gefährliche Entwicklung zu protestieren.
5. Du kannst das Ende nicht beeinflussen
Als Spieler:in willst du natürlich am liebsten das Regime zu Fall bringen und den Verlauf der Geschichte damit komplett ändern. Painbucket hat über ein solches Szenario nachgedacht, aber sich dann doch dagegen entschieden. Es hätte dadurch die Idee ad absurdum geführt, dass jede Gruppe wichtig war und ihren eigenen Beitrag geleistet hat. Das Team wollte zeigen, dass es gegen alle Widerstände immer auch andere Möglichkeiten gab, einen Unterschied zu machen.
Auch ist der Fokus in jedem der vier Kapitel etwas anders. Während es anfangs noch darum geht, auf die Gefahr hinzuweisen, kämpfst du am Ende vor allem um das Überleben von dir und deinen Mitstreiter:innen. Das sorgt zusätzlich für Abwechslung und fordert unterschiedliche Strategien und damit immer wieder andere Fähigkeiten. Doch: Sich nicht systemkonform zu verhalten, war und ist auch in Through the Darkest of Times zu jedem Zeitpunkt möglich.
Bonuslevel
Du kannst auch einfach die Hände in den Schoss legen und nichts machen. Dann verliert deine Widerstandsgruppe aber ihren Zweck und löst sich auf. Es ist ein Weg, aber ein ziemlich kurzer und vor allem langweiliger. Als Ansporn gibt es unterschiedliche Enden zum Freischalten.
Kurzfakten
Through the Darkest of Times erscheint am 30. Januar 2020 für PC & Mac und kostet 14,99 Euro. Das Strategiespiel ist zunächst nur über Steam erhältlich. Weitere Plattformen sind bereits geplant, ohne das der Entwickler sie konkret benennt. Allerdings ist eine Veröffentlichung für aktuelle Konsolen und mobile Systeme sehr wahrscheinlich.
Kommentare von Martin