Weshalb träumen Menschen und was macht das mit Ihnen? Ist es Realitätsflucht oder das Streben hinzu einem neuen Morgen? Und wie schaffen wir es, Probleme fernzuhalten, ohne vor ihnen davonzulaufen? Snowman Story geht diesem Thema aus der Perspektive eines Schneemanns auf den Grund.
„Es kommt die Zeit, in der das Wünschen wieder hilft“, sangen die Toten Hosen. Aus Protest wurde Mainstream, der dort aber trotzdem Dinge in Bewegung bringen kann. Es ist manchmal auch eine Frage der Perspektive, ob es nach vorn geht oder zurück. In „Snowman Story“ (für iOS und Android) von Daigo und seinem Studio Odencat wird die Geschichte eines Schneemanns erzählt, der davon träumt ins Paradies für Schneemänner zu kommen. In der Folge flieht er von dem Haus seines kindlichen Erbauers hoch in den Norden – und trifft auf seinem Weg auf die geschmolzenen Reste jener, die es nicht bis dorthin geschafft haben.
Ich will gar nicht zu viel verraten. Es ist eine relativ kurze, aber schöne Geschichte über das Leben, das „Können“, das „Wollen“ und das „Müssen“ im Leben – und das Verlieren der Angst vor dem Ende. Solche Geschichten sind die Spezialität des Entwicklers und sie sind alle einen Ausflug wert.
Die Wirklichkeit ertragen
Besonders fand ich in Snowman Story aber eine wunderbare Sicht auf das Wünschen. Als es um Sternschuppen geht, heißt es da: „Ist das nicht interessant? Menschen beten gern für viele Dinge, obwohl sie wissen, dass ihre Wünsche vielleicht nie wahr werden. Vielleicht ist das eine Form von menschlicher Weisheit. Das Wünschen bedeutet, dass du Hoffnung für etwas hast. Und Hoffnung ist eine Kraft, in einer komplizierten Welt weiterzumachen. Ohne genau aber deutlich zu machen, was man will oder was man sich erhofft, können sich Menschen sehr leicht verirren.“
Wünsche zu haben, sorgt also dafür, nicht einfach nur in Bewegung zu bleiben, sondern ein Ziel zu haben. Aus ganz eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es immer auch verschiedene Wünsche geben sollte – ein paar einfache, ein paar fordernde und auch scheinbar unerfüllbare. Denn wenn wir nur von Dingen Träumen, die nie wahr werden, geben wir sie im Frust vielleicht irgendwann auf. Hangeln wir uns nur von einer Kleinigkeit zur nächsten, irren wir trotzdem nur ziellos umher.
Und ein bisschen ist das auch mit Problemen so. Wenn wir vor Ihnen weglaufen, verschwinden sie nicht. Vielleicht bereuen wir später einmal, dass wir uns ihnen nicht gestellt haben – auch ein Thema des Spiels. Auf der anderen Seite besteht immer auch die Gefahr, das die Probleme größer erscheinen als sie tatsächlich sind – vor allem, wenn wir von Ihnen umzingelt sind. Wir sollten uns immer daran erinnern, dass wir eins nach dem anderen angehen – erst kleine, dann fordernde und später scheinbar unlösbare Probleme. Und dabei natürlich nicht vergessen, dass es auch solche Probleme gibt, die sich nicht aufschieben lassen.
Das Wünschen zulassen
Stellen wir uns zum Beispiel einmal vor, wir sind Geheimagentin und sitzen auf einer tickenden Zeitbombe. Böse Falle! Diese Bombe muss schnell entschärft werden, sonst besteht Gefahr für Leib und Leben! Und trotzdem ist es auch in diesem Fall manchmal hilfreich, den kleinen Dingen Beachtung zu schenken. Sind wir also wieder in der Rolle der Geheimagentin, sitzen wir auf der Zeitbombe und es juckt womöglich außerdem in der Nase, wäre es doch sehr ärgerlich, wenn beim hochkonzentrierten Entschärfen ein kräftiges Niesen alles zunichte macht. Je älter wir werden, desto mehr Erfahrung haben wir und damit fällt es uns oft auch leichter die richtigen Prioritäten zu setzen. Es ist also meistens nicht schlimm, wenn wir anfangs einmal auf die Nase fallen oder doch einmal den falschen Draht durchtrennen – so lange wir den richtigen Wunsch im Herzen tragen.
Und noch etwas: Wer alleine nicht mehr aus dem Irrgarten findet, weiß hoffentlich einen Menschen an seiner Seite, der über den Dingen steht – oder der zumindest ein Smartphone mit GPS in der Tasche hat. Ich selbst bin sehr froh über den technischen Fortschritt, der mich oft sicher und schnell wieder nach Hause gebracht hat. Schlecht ist es auch nie, Freunde zu haben, die wissen, wie eine Bombe entschärft und nicht nur wie ein Stecker gezogen wird. Und wirklich nie sollten wir aufhören zu träumen und zu wünschen.
Kommentare von Martin