Manche fühlen sich sehr sicher in dem, was sie täglich tun. Ich kann so etwas nicht von mir sagen. Ich fühle mich bis heute nicht sicher in meinem Handeln. Allerdings ist dies auch ein gewollter Zustand. Zweifel sind für mich eine Art von Korrektiv, das vor Fehlverhalten bewahrt. Mich und mein Tun in Frage zu stellen, soll mich davor schützen, irgendwann ein Arschloch zu werden. Wir alle werden mit dem Alter komisch. Ich persönlich hoffe nur – daher kommt meine Liebe zum ewigen Zwiespalt – dass es nicht ganz so schlimm wird.
Für andere klingt das immer sehr dramatisch. Den Kopf zermürben im endlosen Gedankenkarussell des Zweifelns wegen. Wie kann das zu etwas Gutem führen? Natürlich braucht es eine Balance und natürlich braucht es auch Phasen der Sicherheit. Ich versuche dem Zweifel ausreichend Raum zu geben und die Tür immer einen Spalt geöffnet zu lassen. Er soll wissen, dass er erwünscht ist und mir keine Angst machen. Außerdem habe ich mir für die trivialen Fragen des Lebens auch ein paar Tricks beigebracht.
Zweifel als Triebfeder für den Wandel
Ich habe über die Jahre auch gelernt, dass Menschen hier ganz unterschiedlich ticken. Als jemand, der tief in sich ziemlich stabil ist, sorgt diese Unruhe durch den Zweifel für einen angenehmen Kontrast. Ich kann mich in diesen Sturm stellen, weil ich es aushalte und sogar genieße. Dadurch bleibe ich in Bewegung. Und für andere ist vielleicht genau umgekehrt: Weil sie diese Unsicherheit permanent in sich spüren, brauchen sie die Stabilität nach außen.
Genau weiß ich das natürlich nicht. Allerdings habe ich schon das Gefühl, dass Zerrissenheit für viele Menschen etwas sehr unangenehmes ist. Zweifel wollen immer aus dem Weg geräumt werden. Wer zaudert und zögert, kommt nicht vorwärts. Aber vorwärts ist eben auch keine Richtung. Ich betrachte die Dinge gern von vielen Seiten. Ich gebe der meinen Bedenken einen Raum, um mir später eine böse Überraschung zu ersparen. Das gibt mir sicheren Halt in den Momenten, in denen es nötig ist.
Entscheidungen nicht anzweifeln
Eine wichtige Regel habe ich allerdings. Eine Entscheidung, die ich getroffen habe, werde ich nicht anzweifeln. Sie war in dem Moment nach reiflicher Überlegung oder auch aus einem Bauchgefühl heraus immer gut. Genau dafür habe ich doch meine Bedenken im Vorfeld. Es ist ohnehin müßig, im Nachhinein darüber zu grübeln, wie es wohl gewesen wäre. Falls sich der eingeschlagene Weg als Fehler entpuppt, braucht es höchstens eine Kurskorrektur. Dafür muss ich aber meine Entscheidung nicht anzweifeln, sondern einfach nur mit den neuen Informationen und geänderten Parametern eine neue Entscheidung treffen. Fehler machen ist menschlich. Aus Fehlern lernen, heißt wachsen.
Und welche Emotionen lösen Zweifel bei dir aus?
Kommentare von Martin